Other than usual I will review Fang Fang’s “Wütendes Feuer” in German because a publisher kindly provided me with a review copy of the book. However, you can find an English book review on the second page of this post.
Die Originalveröffentlichung des Romans “Wütendes Feuer” von Fang Fang ist zwar schon einige Jahre her, doch zum Glück erschien das Buch in diesem Jahr nun auch in deutscher Übersetzung. Seit der Publikation ihres Blogs “Wuhan Diary”, über ihre Erfahrungen nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie in ihrer Heimatstadt, erfreut sich die chinesische Bestsellerautorin auch auf dem deutschen Literaturmarkt größerer Bekanntschaft.
“Wütendes Feuer” spielt während der 1990er-Jahre, einer Zeit des sozialen Umbruchs in China, und erzählt die Geschichte von Yingzhi, einer Bauerstochter aus der Provinz Hubei. Schon zu Beginn ist klar: Diese Geschichte wird kein gutes Ende nehmen, denn wir begegnen Yingzhi im Gefängnis, in dem sie auf die Vollstreckung ihres Todesurteils wartet.
Ausgehend von diesem düsteren Setting schildert in Rückblenden Fang Fang, wie es so weit kommen konnte. Yingzhi hatte einst eine vielversprechende Karriere als Sängerin in einer lokalen Band in Aussicht, doch als sie ungewollt schwanger wird – durch etwas, was ich nicht als einvernehmlichen Sex bezeichnen würde – ist sie gezwungen zu heiraten. Gebunden an einen faulen, spielsüchtigen Ehemann und Schwiegereltern, die sie verabscheuen, sieht Yingzhis Zukunft nicht besonders rosig aus – bis sie wieder die Chance hat als Sängerin aufzutreten.
Trotz des unausweichlichen Endes beschreibt “Wütendes Feuer” die Geschichte von Yingzhi packend, mit viel Spannung und mit noch mehr Empathie für seine fehlbare und resiliente Protagonistin. Der Roman ist schnell erzählt und zeichnet sich durch einen Spannungsbogen aus, der die Handlung unerbittlich immer und immer weiter zuspitzt. Mir fiel es schwer, dass Buch aus der Hand zu legen, und ich hatte es innerhalb kürzester Zeit ausgelesen.

Anhand des Einzelschicksals von Yingzhi, die nicht nur in einer lieblosen Ehe sondern auch in zwischen gesellschaftlichen Normen, Doppelstandards und Misogynie gefangen ist, schildert “Wütendes Feuer” wie im China des späten 20. Jahrhunderts soziale Umbrüche und Traditionen aufeinander prallen. Yingzhi kämpft unerbittlich für ein besseres Leben, doch droht dabei vom gesellschaftlichen Wandel zermalmt zu werden.
Der Übersetzer Michael Kahn-Ackermann erklärt dabei in Fußnoten Begriffe und den kulturellen Kontext, die einem deutschen Lesepublikum nicht geläufig sind. In einem Nachwort ordnet er zudem den historischen Hintergrund des Romans ein. Diese beiden Aspekte haben mir bei der Übersetzung von “Wütendes Feuer” besonders gut gefallen, denn so konnte ich den kulturellen Kontext des Romans besser nachvollziehen.
Was mir nicht so gut gefallen hat am Roman, waren die teils schmerzhaft expliziten Gewaltdarstellungen. So etwas zu lesen geht mir immer sehr nahe. Deshalb möchte ich an dieser Stelle auch noch mal ausdrücklich eine Content Note beziehungsweise Triggerwarnung für häusliche Gewalt und für sexualisierte Gewalt aussprechen.
Auch wenn die gewaltvollen Stellen des Romans nicht meinem persönlichen Geschmack entsprachen, fand ich “Wütendes Feuer” insgesamt sehr gelungen. Das Buch ist packend erzählt und eröffnet anhand des Einzelschicksal Yingzhis ein interessantes Kapitel chinesischer Geschichte. Das Buch ist jedoch auch ziemlich harter Stoff. Deshalb ist es bestimmt nicht für jeden Lesegeschmack etwas. Meinen hat es allerdings getroffen.
Vielen Dank an den Hoffmann und Campe für dieses Leseexemplar! Hier könnt Ihr mehr über das Buch erfahren.
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