I will review Cho Nam-Joo’s “Miss Kim weiß Bescheid” in German because a publisher kindly provided me with a German review copy of the book. However, you can find an English book review on the second page of this post.
Zwei Jahre ist es her, dass ich Cho Nam-Joos fantastischen Roman „Kim Jiyoung, geboren 1982“ gelesen und in mein Herz geschlossen habe. Für mich war der Roman eins der besten Bücher des Jahres und Cho Nam-Joo eine literarische Entdeckung. Deshalb konnte ich es gar nicht erwarten, diesen Herbst ihre Kurzgeschichtensammlung „Miss Kim weiß Bescheid“ zu verschlingen. Selten war ich so gespannt und habe mich so auf eine Neuerscheinung gefreut!
„Miss Kim weiß Bescheid“ versammelt acht Kurzgeschichten der Autorin, die verschiedene Themen ansprechen, aber von sich wiederholenden Motiven durchzogen sind. So entsteht ein Kaleidoskop der koreanischen Gesellschaft und mehr noch ein Kaleidoskop ihrer Frauen.
In den acht Kurzgeschichten begegnen wir Müttern, Töchtern, Großmüttern, Schwestern, Freundinnen – und mehr als nur einer Miss Kim. Es geht um Altern, Online-Hass, häusliche Gewalt, Sorgearbeit, Manipulation, Mutterschaft, sexuelle Belästigung und Selbsterfüllung. Damit bildet „Miss Kim weiß Bescheid“ viele gesellschaftliche Facetten ab und verliert dennoch nie sein Kernthema aus den Augen: was es heißt, eine Frau im modernen Korea zu sein.

Wie bei Ihrem ersten auf Deutsch erschienenen Buch schafft es Cho Nam-Joo mit ihren Geschichten auf eine packende Art und Weise Alltägliches einzufangen und zu Papier zu bringen. Mit deutlicher, bildhafter Sprache schildert sie Situationen und schafft Bilder im Kopf ihrer Lesenden. Ob Pflaumenbäume, Polarlichter oder zwischenmenschliche Beziehungen Cho Nam-Joos klare Worte sezieren Alltäglichkeiten und schaffen damit nahbare und facettenreiche Bilder ihrer Figuren.
Neben der klaren Sprache und der vielfältigen Themen, die in „Miss Kim weiß Bescheid“ verhandelt werden, war für mich besonders die Darstellung der zwischenmenschlichen Beziehungen gelungen. Obwohl jede der Kurzgeschichten nur begrenzt Raum bietet, so hat Cho Nam-Joo es doch geschafft, auf wenigen Seiten greifbare und vielseitige Figuren und Beziehungskonstrukte zu entwerfen. Ich habe beim Lesen mit ihren Figuren mitgelacht und mitgelitten.
Meine persönliche Lieblingsgeschichte war „Die Nacht der Polarlichter“, die sechste in der Anthologie, die eine faszinierende Beziehung zwischen einer alternden Schwiegertochter und ihrer noch älteren Schwiegermutter schildert. Neben den beiden Frauen und Polarlichter verhandelt die Geschichte auch Themen wie Mutterschaft, Arbeit, Altern und Selbsterfüllung und deren Wandel durch die verschiedenen Generationen einer Familie. (Falls ihr das Buch auch gelesen habt, lasst mich unbedingt wissen, welche eure Lieblingsgeschichte war).
Das Buch „Miss Kim weiß Bescheid“ trifft bestimmt nicht jeden Lesegeschmack, aber es trifft den meinen. Für mich waren die unterschiedlichen Geschichten der Anthologie wie ein literarischer Ausflug, der mal schönere, mal traurigere Seiten hatte und schlussendlich alle Beiträge zu einem vielschichtigen Porträt der weiblichen Erfahrung in Südkorea vereint. Auch wenn es für mich nicht ganz an Cho Nam-Joos feministischen Vorgänger-Roman herankommt. So habe ich diesen literarischen Ausflug dennoch vollends genossen und ich kann es gar nicht erwarten, ihre nächsten Werke zu lesen. Hoffentlich schon sehr bald.
Vielen Dank an Kiepenheuer & Witsch für dieses Leseexemplar! Hier könnt Ihr mehr über das Buch erfahren. Habt ihr schon mal ein Buch von Cho Nam-Joo gelesen? Falls ja, mögt ihr ihren Schreibstil genauso wie ich?
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