Other than usual I will review Louisa Lorenz’ “Clit. Die aufregende Geschichte der Klitoris” in German because a publisher kindly provided me with a review copy of the book. However, you can find an English book review on the second page of this post.
Louisa Lorenz war schon 25 Jahre alt, als sie erfuhr wie groß die Klitoris eigentlich wirklich ist. Schnell stellte sie fest, dass sie damit nicht alleine ist. Noch immer fehlt es an Wissen und Aufklärung über die Klitoris und ihre Anatomie. Kurzerhand beschloss Lorenz das zu ändern. Sie nutzte nicht nur ihre eigene Bachelorarbeit, um über die Klitoris zu forschen, sondern gibt inzwischen seit sechs Jahren auch Workshops zu dem Thema.
Mit „Clit. Die aufregende Geschichte der Klitoris“ hat sie nun ein Buch geschrieben, um ihr Wissen für mehr Menschen zugänglich zu machen und um über die Klitoris und ihre Kulturgeschichte aufzuklären. In ihrem Buch vermittelt Lorenz nicht nur Wissen zur Anatomie der Klitoris sondern räumt auch mit gängigen Mythen zum Thema auf (Stichwort: Erfindung des Vibrators).

Ein solcher Mythos, der auch regelmäßig in feministischer Literatur wiederholt wird (siehe z.B. Liv Strömquist), ist, dass die volle Größe der Klitoris erst 1998 entdeckt wurde. Lorenz macht deutlich, dass dieses Wissen schon hunderte Jahre vorher bekannt war, sich lediglich nie im gesamtgesellschaftlichen Diskurs durchgesetzt hat. Stattdessen war das Wissen über die Klitoris in der Vergangenheit oft vielfältiger als man heute glauben mag.
„Clit. Die aufregende Geschichte der Klitoris“ zeigt auch, dass es, wenn wir über die Klitoris reden, keinesfalls ‘nur’ um die Klitoris geht sondern auch darum wie die religiösen, psychoanalytischen, medizinischen und feministischen Diskurse rund um das Thema unser Verständnis von Geschlechterrollen, Sex, Beziehungen und körperlicher Autonomie geprägt haben. Besonders spannend war für mich dabei die Feststellung, dass Klitoris und Penis eigentlich nur vergeschlechtlichte Begriffe für einen Schwellkörperkomplex sind, den alle Menschen haben.
Mal abgesehen von den ersten Kapiteln zur Anatomie, die mir persönlich etwas zu trocken waren, bietet das Buch einen spannenden, feministischen Blick auf die Klitoris und zeigt wie ihre Geschichte die Geschlechterverhältnisse maßgeblich mitgeprägt hat. Lorenz konzentriert sich dabei bewusst auf einen westlich-europäischen, weißen Kontext, zeigt jedoch auch Verbindungen zu rassistischer Diskriminierung auf. Mir hat gut gefallen, dass Trigger- und Inhaltswarnungen bei schwierigen Themen eingesetzt wurden.

Obwohl ich durch mein Interesse an Feminismus und mein Gender Studies-Studium bereits einiges an Vorwissen zum Thema mitbringe, hat Lorenz es mit ihrem Buch geschafft, mir nicht nur neues Wissen zu vermitteln sondern auch Zusammenhänge aufzuzeigen, die mir vorher noch nicht bewusst waren. Dabei schreibt sie so leicht zugänglich, dass „Clit. Die aufregende Geschichte der Klitoris“ auch für Personen geeignet ist, die sich noch nicht so viel mit Feminismus und Geschlecht auseinandergesetzt haben.
Insgesamt bietet „Clit. Die aufregende Geschichte der Klitoris“ eine unfassbar lehrreiche und interessante Lektüre, die nicht nur mit gängigen Mythen rund um die Klitoris und Sexualität aufräumt. Lorenz schafft es auch, zu einem erweiterten Verständnis von Geschlecht und den kulturgeschichtlichen Diskursen und Vorstellungen von Geschlechterverhältnissen beizutragen. Für mich ist das Buch eine unbedingte Leseempfehlung für alle, die sich für feministische Themen interessieren oder mehr über Lust, Anatomie und Geschlecht lernen wollen.
Vielen Dank an den Heyne Verlag für dieses Leseexemplar! Hier könnt Ihr mehr über das Buch erfahren.
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1 thought on “Book Review: Clit. Die aufregende Geschichte der Klitoris von Louisa Lorenz”